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 Geschichte der Klosterkirche 


Eupen - Oberstadt

 

Ehemalige Kapuzinerkirche zur Unbefleckten Empfängnis Mariens

 

Die Eupener Klosterkirche ist die größte und, trotz vielfacher und einschneidender Veränderungen, sicherlich auch die schönste noch erhaltene Kapuzinerkirche in Belgien.

Geschichte:

Die ostbelgische Grenzstadt Eupen wird 1213 erstmals erwähnt. Damals gehörte der Ort zur Pfarre Baelen, eine der Urpfarren des Condroz im Bistum Lüttich.

Um 1562 fasste die Reformation in Eupen Fuß.
Dank des Schutzes der protestantischen Niederlande konnte sich die kleine reformierte Gemeinde trotz anfänglicher Verfolgung in ihrem katholischen Umfeld behaupten.
Obschon Kriege, Hungersnot und Seuchen die Bevölkerung schwer belasteten, wuchs Eupen im 17. Jh. zu einem wichtigen Gewerbezentrum heran.
Den seelsorglichen Problemen,die die demographische und wirtschaftliche Fortentwicklung des Ortes sowie die protestantische Präsenz mit sich brachten, stand der auf sich allein gestellte Pfarrrektor ziemlich hilflos gegenüber.

Vor diesem Hintergrund ist die 1661 vorläufig genehmigte Niederlassung wallonischer Kapuziner in Eupen zu sehen. Die endgültige Zustimmung erfolgte 1662.
Der diesbezügliche "Octroy" trug den Ordensleuten ausdrücklich auf, den katholischen Glauben zu verbreiten und die sich immer weiter ausbreitenden "Häresien" zu bekämpfen.

Der Grundherr von Stockem bei Eupen schenkte den Kapuzinern 1664 vier Morgen Land, von denen in der Folgezeit zwei gegen günstiger gelegene Grundstücke ausgetauscht wurden. Nachdem der Bischof von Lüttich seinerseits 1665 dem Bau eines Klosters in Eupen zugestimmt hatte, erfolgte schon bald die feierliche Grundsteinlegung.

Gewissen Berichten zufolge war die einschiffige Klosterkirche 1668 vollendet.
Ihre Konsekration durch den Lütticher Weihbischof Johann Anton Blavier erfolgte am
14. Juli 1680.

Das Konventsgebäude und die Kirche lagen am Südrand eines großen, von allen Seiten eingefriedeten Garten und Wiesenareals. An der Süd-West-Ecke der Gartenmauer stellten die Kapuziner unter einem kleinen Bretterdach eine Statue der Gottesmutter auf, die alsbald derart viele Beter anzog, dass die Errichtung einer kleinen Kapelle notwendig wurde. Diese wurde 1733 durch einen geräumigen Neubau-"Maria zu den Engeln" genannt ersetzt.

Höchstwahrscheinlich infolge einer Brandstiftung fielen die Kirche und das Obergeschoss des Klosters in der Nacht zum 25. April 1771 einer Feuersbrunst zum Opfer. Nachdem der zuständige Statthalter der österreichischen Niederlande den Kapuzinern zunächst den weiteren Verbleib in Eupen untersagt hatte, setzten zahlreiche Fürsprecher 1772 ihre Rückkehr durch. Die Zahl der Konventsmitglieder wurde jedoch auf zwölf beschränkt. Noch im gleichen Jahr leiteten diese den Wiederaufbau des Klosters ein.

Die neue Klosterkirche entstand 1773-1776, nach Plänen des aus Mailand stammenden Aachener Architekten Joseph Moretti (+1793), dem jedoch aufgetragen wurde, einen Entwurf des Eupener Maurermeisters Clemens Jerusalem zu verarbeiten. Die Ausstattung der Kirche wurde in den folgenden Jahren mit Hilfe der Zivilgemeinde und zahlreicher Privatpersonen vollendet.

Die Annexion Eupens durch die Französische Republik im Jahre 1795 setzte der Tätigkeit der Ordensleute ein Ende.

Das 1796 erlassene Gesetz über die Säkularisierung der Klöster hatte ein Jahr später auch die Schließung der Eupener Kapuzinerniederlassung zur Folge. Die Konventsgebäude übertrug man 1798 vorläufig der Zivilgemeinde.
Die Kirche war den Eupener Katholiken bereits 1797 zur Abhaltung des Gottesdienstes überlassen worden.

Nach Abschluss des Konkordates von 1801 zwischen Napoleon und dem hl. Stuhl erkannte der Bischof von Lüttich die ehemalige Kapunzinerkirche 1803 als "chapelle auxiliaire" (Hilfskirche) der Nikolauspfarre an.

Seitdem untersteht das Gotteshaus der Verwaltung des Kirchenvorstandes dieser Pfarre. Eine erste umfassende Restaurierung der Klosterkirche fand 1868-1888 statt. Der Kirchenraum wurde neu gestrichen, das ursprünglich weitgehend marmorierte Mobiliar braun gemasert und vergoldet, ein neuer Boden aus Zementsteinen verlegt und ein neuer Kreuzweg errichtet. Weitere Restaurierungen erfolgten 1907, 1960-1961 (wobei u.a. die Farbgebungen des 19. und des frühen 20.Jh. angelaugt wurden) und 1987-1988.

Die ehemaligen Konvertsgebäude waren 1808 endgültig der Zivilgemeine übertragen worden. Sie beherbergen heute das Rathaus.

Der Innenraum:

Die 31,35 m lange und 16,70 m breite, dreischiffige Halle mit deutlich überhöhtem Mittelteil hat Kuppelgewölbe mit breiten Gurten.
Als Stützen der rundbogigen Arkaden, die die Schiffe voneinander trennen, dienen acht quadratische Pfeiler mit einfachen Basen und Profilkapitellen.

Zu den Schiffen hin weisen die Pfeiler Pilastervorlagen auf, die die schlichten Kapitelle unterbrechen und bis zu dem breiten das Mittelschiff umlaufenden Gesims hinaufreichen. Dieses ist oberhalb der Pilaster kapitellartig vorgezogen.

Das Gewölbe des Chorraums, der in der Breite dem Mittelschiff entspricht, ist flacher gehalten und in zwei Joche mit Kämpferkonsolen aufgeteilt. Die beiden Seitenwände der Kirche weisen je fünf Fensteröffnungen auf, von denen jedoch zwei wegen des Konventsgebäudes vermauert sind, was leider zu einer Beeinträchtigung der Lichtverhältnisse führt.

Im Chorraum hingegen fällt das Licht durch die vier ziemlich hoch angesetzten Fenster reichlich ein. Die ursprünglichen Durchgänge zu dem hinter der Rückwand des Chorraums gelegenen Religionschors (nicht zu besichtigen) wurden zugemauert.

Die beiden an den Längsseiten des Chorraums gelegenen Oratorien (nicht zu besichtigen) sind durch Türen und Stichbogenfenster mit dem Innenraum der Kirche verbunden. Sie sind flach gedeckt und dienen heute als Sakristeien.

Die Ausstattung:

Der Innenraum wird durch den ganz in maasländischen Traditionen stehenden Hochaltar beherrscht. Dieser hat einen von vier hohen Säulen getragenen Baldachinaufbau.

Über dem großen Tabernakel, auf dessen Außenseite das Opfer Abrahams im Relief dargestellt ist, erhebt sich vor einem Strahlenkreuz die monumentale Statue der unbefleckt empfangenen Jungfrau Maria.

Weiter oben erscheint in einer ovalen Öffnung, die ursprünglich eine Uhr enthielt, die Halbfigur Gottvaters inmitten von Wolken und Putten.

Seitlich der Mensa knien auf zwei Säulenstümpfen zwei Adoranten. Im Gebälk erinnert ein Chronogramm (LEONARDE ROEMER AVCTORE RESVREXI E CINERE PHOENIX) daran, dass der Altar 1783 von dem Eupener Tuchfabrikanten Leonard Roemer gestiftet wurde.
Am oberen Rand des Baldachins verweist eine Kartusche mit Inschrift auf eine im Anschluss an die Verkündigung des Dogmas von der Unbefleckten Empfängnis 1859 vorgenommene Restaurierung des Altars (MARIAE SINE LABE CONCEPTAE LAETE CVNCTA PSALLIT ECCLESIA). Nur wenige Schnitzereien schmücken die Leuchterbänke und die Vorderseite der Mensa.

Der Sockel des 1991 abgeschafften Opfertischs - mit der Darstellung des letzten Abendmahles nach Leonardo da Finch - stammt, ebenso wie das seitlich aufgestellte Altarkreuz und die Apostelsymbole auf dem Lesepult, aus der Südtiroler Holzschnitzerei Debets. Den Ambo, die Altarplatte und die Leuchter fertigte die Eynattener Schreinerei Mauel an. Finanziert wurden diese Anschaffungen und Arbeiten von den französischsprachigen Katholiken Eupens, die seit 1920 in der Klosterkirche ihre Gottesdienste feiern.

Im Chorraum haben 1962 vier Gemälde Platz gefunden. Sie stammen aus der Zeit der Kapuziner und zeigen von links nach rechts, den hl. Joseph, die Anbetung der Hirten, die Madonna mit der hl. Katharina von Siena und den hl. Michael. Zwei weitere Gemälde sind in den zugemauerten Fensteröffnungen im westlichen Seitenschiff angebracht worden.
Auf dem oberen Bild wird die Heiligung des hl. Bonaventura durch den hl. Franziskus dargestellt. Besonders hervorzuheben ist die links davon hängende Madonna mit dem
hl. Felix von Catalicio von Antoni Goubau (1616-1698).

Die beiden in stichbogige Mauernischen hineingesetzten Seitenaltäre wurden im letzten Viertel des 19. Jh. umgestaltet und mit neuen Statuen versehen.
Am Gebälk des östlichen Antonius-Altars besagt eine Inschrift: "diesen Altar haben gegeben die Tuchscherer". Darüber befindet sich deren Wappen mit der Jahreszahl 1777.
Der Franziskus-Altar an der Westseite ist ein Geschenk der Eupener Weber aus dem Jahre 1778 (TEXTORVM DONA SVPERIS FRANCISCOQVE GLORIA). Vor diesem Altar bezeichnet eine in den Bodenbelag eingelassene Platte den Eingang zur ehemaligen Gruft der Kapuziner (nicht zu besichtigen).

Die leicht geschweifte von einer Seitenmauer zur andern geführte Kommunionbank aus dem 18. Jh. weist sparsam verzierte Füllungen zwischen den mit religiösen Symbolen versehenen Stützbrettern auf. Die beiden Laternen gehören der 1794 von den Kapuzinern gegründeten Bruderschaft.

Die Kanzel, ebenfalls aus dem ausgehenden 18 Jh., hat einen runden Stuhl mit üppig dekorierten Volutenkonsolen und reich ornamentierten Füllbrettern; er ruht auf einer kurzen Säule mit Puttenköpfen. Besonders bemerkenswert sind die Felder der Treppenwange mit durchbrochenem Rocailleornament. Zwischen Kanzelstuhl und Schalldeckel umschließt die Holzverkleidung ein kleines Ölbild der Unbefleckten Empfängnis. Die Unterseite des Schalldeckels, den eine Darstellung des Verkündigungsengels krönt, schmückt die Taube des hl. Geistes im Strahlenkranz.

Im südlichen Joch des östlichen Seitenschiffs fand 1827 der Altar der Marienkapelle, die der neuen Landstraße von Aachen nach Verviers hatte weichen müssen, Aufstellung. Der schwere Altartisch aus Blaustein stammt wohl noch aus der ersten, nach 1670 errichteten Kapelle.
Das holzgeschnitzte Antependium zeigt eine Darstellung des hl. Robert und wurde 1961 erworben.
Der hohe Altarsockel mit kleinem, freistehendem Tabernakel trägt einen Säulenaufbau mit Pilastern, in denen Reliquienbehälter ausgespart sind.
Im Mittelfeld des Retabels steht auf mächtigem Sockel in einer verglasten Nische ein Marienbildnis, eine 1991 gestiftete, von dem Südtiroler Holzschnitzer Kurt Wierer angefertigte Kopie der am 25. November 1990 entwendete Madonnenstatue aus dem 17. (?) Jh. Oberhalb derselben thronen zur Linken Christus mit dem Kreuz, zur Rechten Gottvater mit Zepter, die gemeinsam eine Krone über das Marienbild halten. Im Bekrönungsgiebel schwebt die Taube des hl. Geistes. Die schöne Täfelung dieses Joches stammt ebenfalls aus der Kapelle "Maria zu den Engeln".

Die sechs schon 1772 von Johann Hermann Scheidtgen aus Eupen in Rechnung gestellten Beichstühle - einer trägt die Inschrift "Confessionale wallon" - weisen vor allem in den Giebelaufsätzen reiche Verzierungen auf.

An Statuen sind bemerkenswert : eine Darstellung der hl. Barbara, angefertigt um 1870 aus einer Madonnenstatue dem 14. oder 15 Jh. (im rechten Seitenschiff); die hl. Erzengel Gabriel und Raphaël, um 1600 ( am ersten Pfeilerpaar).

Gemäß der Ordensregel hatte die Eupener Kapuzinerkirche weder Orgelbühne noch Orgel. Ein aus Eupen stammender ehemaliger Kapuziner ermöglichte durch Schenkung eines beträchtlichen Geldbetrages 1813 die Errichtung einer Empore. Die Orgel lieferte 1822 Daniel Schauten aus Jüchen; 1837 wurde sie von zehn auf 21 Register gebracht, 1880 gründlich restauriert und vervollkommnet. Das Zentrum des Prospekts ziert eine Statue des hl. Donatius (18. Jh).

Das Äußere:

An der in Ziegeln mit Blausteinquadern in Zahnschnittfolge aufgeführten breit ausladenden Fassade ist der Mittelteil bis zum Giebelsatz in Quaderrahmen vorgezogen. Über der rundbogigen, in Haustein, mit Deckgesims gerahmten Tür erhebt sich in einer Rundbogennische eine Sandsteinstatue der Unbefeckten Empfängnis.
Ein entsprechendes Chronogramm auf der Nischenrahmung ( O SVAVIS INTACTA O DVLCIS VIRGO MARIA) ergibt das Jahr 1775.

In dem die Nische bekrönenden Segmentgiebel künden zwei weitere Chronogramme von der Zerstörung der Kirche (CVCCENSA DIE VIGESIMA QVINTA APRILIS) im Jahre 1771 und ihrem vier Jahre später erfolgreich abgeschlossenen Wiederaufbau (CHRISTI FIDELUIM RESTAVRATVR).

Das leicht zurückgesetzte Obergeschoss mit einem Stichbogenfenster wird von Gesimsen eingefasst. Im Giebel ist eine Vierpassöffnung in Blausteinfassung eingelassen. Sie Seitenteile der Fassade haben jeweils eine stichbogige Tür und ein Fenster in der Hausteinfassung.
Beim Bau der Landstraße Aachen-Verviers im Jahre 1827 wurde das zur Kirche hin ansteigende Gelände geebnet und vor der Fassade eine Terrasse mit Freitreppe errichtet. Im Zuge weiterer Straßenarbeiten wurde die Terrase 1987 verkleinert, was ihrer Wirkung sicherlich Abbruch getan hat.
Das links vom Hauptportal stehende Kreuz stammt vielleicht noch aus der Zeit der Kapuziner.

Von den Längsseiten ist die östliche zum großen Teil von dem ausgebrannten Bau übernommen worden, wie das Bruchsteinwerk in den vier südlichen Jochen beweist.
Hier fand 1994 ein alter Blausteinsockel mit Kreuz Aufstellung.
Die nur an der Ostseite vorhandenen Strebepfeiler sind dreifach abgetreppt. Im nördlichen Joch wurde 1987 ein zugemauerter Eingang freigelegt. Die in Ziegelsteinen aufgeführte Wohnung des Rektors stammt aus den Jahren 1859-1861.
Die teilweise durch den ehemaligen Klosterbau verdeckte Westseite besteht nur bis zu der Fensteröffnung aus Bruchstein.

Die Glocke in dem kleinen achteckigen Dachreiter ist jüngeren Datums.

Quelle : Faltblatt der Kirche -Text von Dr. A. Minke

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