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Geschichte der "Nispeter Kapelle"
Eupen -Oberstadt
Der Kaufmann Erich Adolf Görtz und seine Ehefrau Isabella geb. Fey ließen 1747 in Nispert neben ihrem Wohnhaus die Kapelle erbauen, um den Anwohnern des Weilers den beschwerlichen Weg nach St. Nikolaus zu ersparen.
Das über sechs geschwungenen Stufen zu erreichende Portal ist von zierlichen, schräggestellten Pilastern gerahmt und von einem geschwungenen Giebel gekrönt. Darüber befindet sich ein großes ovales Fenster, dessen oberer Rahmenteil stark vorgezogen und dessen unterer Rahmenteil mit der Portaleinfassung verbunden wurde.
Der Innenraum hat die Form eines an den Ecken abgerundeten Rechteckes (6,45 x 12 m).
Im Chorraum ist der Hochaltar teilweise in eine Wandnische hineingesetzt, so dass die beengten Raumverhältnisse ausgenutzt werden. Die Vorderseite der geschwungenen Mensa bringt im Zentrum eine feingearbeitete Rocaillekartusche an den Seiten. Der mit Eckvoluten und Engelköpfen belegte Tabernakelaufbau bildet mit der verkleideten Wandnische eine Einheit. Die den Tabernakelaufbau umschließende Wandnische zeigt einen prunkvollen Rahmen und einen giebelartigen Aufsatz; seitlich des Giebels zwei Engelgestalten. Der Giebel ist von Wolkengruppen überlagert; zwischen den Wolken Engelköpfchen und hervordringende Strahlen, das Ganze überragt von einem hohen Altarkreuz.
Diese in ihrer Art einmalige Altarkomposition zeichnet sich aus durch übersichtliche Planung, fantasievolle Gestaltung, hervorragend ausgearbeitete Details und dezente Farbgebung.Eine geschweifte Kommunionbank trennt Chor und Laienraum; sie bringt Balustergruppen zwischen leicht ornamentierten Stützbrettern, alles sauber in Holz gearbeitet.
Ewige Lampe, Silber und Kupfer gegossen und vergoldet, nach Muster der ehemaligen Lampe aus St. Nikolaus; etwa 1885 entstanden.
An den Wänden 6 dreiarmige Bronzekandelaber von etwa 1900; ursprünglich Gaslampen, in der Neuzeit elektrifiziert und anläßlich der letzten Renovierung 1973 vergoldet.
Die Kreuzwegstationen des 19. Jh. sind in Öl auf Leinwand gemalt und haben neuzeitliche Rahmen.
Neben dem Haupteingang kupfergetriebenes Weihwasserbecken mit muschelförmigem Becken; auf der Rückwand naiver Dekor und die Jahreszahl 1749.
Von den Paramenten ist eine Garnitur aus schwerem Seidengewebe des frühen 18. Jh.
zu erwähnen.
In ihrer Ausstattung zeigt die Kapelle in Nispert den Beginn des Rokoko-Dekorationsstils. Die Stuckarbeiten an Decke und Wänden beweisen die reiche Fantasie der Künstler, die sich nicht scheuten weltliche Motive in den Dienst der Kirche zu stellen nach dem Motto "Alles zu Ehren Gottes". Noch haben die Rocailleornamente nicht ihre endgültige Ausprägung gefunden. Aber schon am etwa 10 Jahre später aufgestellten Hochaltar finden sich jene Rocaillen, die mehrere Jahrzehnte Hauptmotive im Ornamentvocabular bleiben sollten und mit dem Rokoko den brillantesten Dekorationsstil in der Kunstgeschichte begründen.
Das von argem Verfall bedrohte kleine Gotteshaus konnte 1973 dank der Initiative und großer Opfer der Einwohner von Nispert restauriert werden.
(Quelle: Auszug aus "Geschichtliches Eupen", Band X, 1976)